Sie können nicht mit, und sie können nicht ohne einander. Die Zofen. Schwestern sind sie und Waisenkinder. Solange und Claire haben nichts als sich selbst und die gnädige Frau, die sie einst bei sich aufnahm. Der Preis dafür ist lebenslange Dienerschaft. Oder doch nicht? Könnten sie sich etwas aufbauen ohne diese Abhängigkeit? Längst schon hat das Rollenspiel sich verselbstständigt. Jede will einmal die gnädige Frau sein, schöne Kleider tragen, den anderen erniedrigen. Vor allem Claire, die sich von ihrer Schwestern durch das Intermezzo mit dem Milchmann verraten fühlt. Der Traum vom Prinzen ist damit für sie zerplatzt. Sie könnte alles hinter sich lassen, das verhasste Leben als Zofe und ihre Schwester, aber sie ist wie ein Vogel im Käfig, der trotz offener Tür sitzen bleibt. Und Solange, die tatsächliche Revolutionärin von den Beiden, nimmt Claires Sucht nach dem Rollenspiel in Kauf, um sie für ihr Vorhaben zu gewinnen. Wenn sie geht, dann richtig. Da reicht nicht Kofferpacken, da muss das Haus in Flammen aufgehen, die gnädige Frau unter die Erde gebracht werden. Ein Spiel? Ein Spaß? Ein Ausweg?
In der Regie von Michaela Benn begeben sich Solange (Franziska Boblenz) und Claire (Lena Schumacher) auf die Suche nach sich selbst, erspielen den Wunsch nach Freiheit und scheitern immer wieder an der Abhängigkeit voneinander und der gnädigen Frau (Astrid Mathis/Catherin Wehner). Eine muss eben stets die Stärkere sein und die andere unterwerfen. So lehnen sie sich in Jean Genets „Zofen“ auf wie zwei graue Mäuse, die niemand als eigenständige Wesen wahrnimmt und die sich doch nichts sehnlicher wünschen. Dafür würden die so unterschiedlichen Schwestern sogar einen Mord begehen – ein gefährliches Spiel.
Premiere ist am 18. Juni 2010 um 20:00 Uhr.
Weitere Vorstellung vor der Sommerpause: 19. Juni 2010 um 20:00 Uhr.
Volkstheater Weißensee im KuBiZ (Bernkasteler Straße 78, 13088 Berlin-Weißensee)
Kartentelefon: 0176-64118422